Längst stillen die Wiener Bäckereien nicht mehr nur das Grundbedürfnis ihrer Kundschaft nach Nahrung. Vielmehr ist die Verarbeitung der verschiedensten Teigarten – egal ob Sauer-, Hefe-, Brand- oder auch Blätterteig – für viele schon fast zur Kunstform geworden. Wir stellen euch einige ganz besondere Bäckereien in Wien vor.

Bäckerei Öfferl

Wenn es in der jüngeren Vergangenheit sowas wie eine „In-Bäckerei“ in der Stadt gab, dann war es „das Öfferl“. Hier stehen sich Wienerinnen und Wiener gerne die Beine in den Bauch, um ein paar Stück der begehrten Ware nach Hause tragen zu dürfen. Die Bäckerei Öfferl fabriziert nach eigener Angabe „Brote mit Charakter“ für „Menschen mit Charakter“. Die Brotfamilie umfasst dann auch tatsächlich Charaktere mit Namen wie die „natürliche Mademoiselle Crousto“, den „mutigen Ulrich Urkorn“, den „bodenständigen Rainer Roggen“ sowie die „verbundene Rotraud von Oberkulm“. In other words: Weizenmischbrot, Urgetreide-Vollkornbrot, Dinkelbrot mit der Urgetreide-Sorte Emmer sowie Waldblütenhonig, und – ja, genau – reines Roggenbrot. Und das ist nur ein Auszug aus dem Gesamtsortiment. Den verarbeiteten Teigen gönnt man 48 Stunden Ruhe, bevor sie im Dampfbackofen zweimal gebacken werden: Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler innerhalb des Gesamtkonzepts, mit dem die Bäckerei Öfferl – übrigens ein Familienbetrieb – ganz eigene Maßstäbe setzt.

Foto: Große Verkaufsfläche vom Öfferl mit verschiedensten Objekten und Gebäck © Patrick Tafner

Bäckerei Gül

„Das Wort ‚backofenfrisch‘ erklärt präzise, was unser Unternehmen ausmacht“, lautet das Versprechen der Bäckerei Gül. Beim Besuch in einer der drei Wiener Filialen „werden Sie sofort bemerken, wie der Duft des frisch gebackenen Brotes durch den Raum zieht“. Tatsächlich lässt das Sortiment kaum Wünsche offen – ganz egal, ob ihr gerade Gusto auf salziges Gebäck oder eine süße Nachspeise habt: Es ist für alle etwas dabei. Tatsächlich ließe sich mit dem Team Gül sogar der (Arbeits-) Tag planen: Start zum Sonnenaufgang mit einem guten Kaffee, Ende spätabends mit Börek oder einer anderen Belohnung nach getaner Mühe. Und wenn ihr unter der Woche mal nicht alle Lebensmittel besorgen konntet, dann findet ihr bei Gül auch sonn- und feiertags offene Türen, um das Frühstück nicht ohne Milch begehen zu müssen. Neben klassischen Broten und Brötchen sowie der in verschiedenen Variationen erhältlichen, bereits erwähnten Spezialität Börek bekommt ihr in den Filialen der Bäckerei Gül auch eine prächtige Auswahl an Baklava: feine Blätterteig-Häppchen mit Walnuss- oder Pistazienfüllung.

Foto: Verschiedene Gebäckstücke in einem Korb © Büsra Pekel

Motto Brot

Schon beim Besuch auf der Website merkt ihr, dass das Team von Motto Brot etwas anders tickt: Baguettes und Brotringe werden hier schon einmal als Hasen- oder Micky-Maus-Ohren inszeniert. Take-away und Schanigarten werden gleichermaßen offensiv beworben, und für den Start einer langfristigen Kundenpartnerschaft wird auf die eigene Smartphone-App verwiesen: Punktesammelsystem und Startgutschein inklusive. Entsprechend auch das dazu passende Motto: „Wir nehmen Brot ernst. Und haben ganz schön viel Spaß damit.“ Vom „Fingertanz“ im „geschmeidigen Sauerteig“ über den im „Knusper-Beat“ schunkelnden Backofen bis hin Genuss des ersten Bissens, der Kundinnen und Kunden zum „Abheben“ bringen soll - beim Team von Motto Brot stehen die Freude am Handwerk und die Qualität der Produkte stets im Vordergrund. Alle angebotenen Brote entstehen aus Bio-Zutaten und basieren auf Natursauerteigen. Dass dieses Gesamtkonzept auf der Mariahilfer Straße seinen Preis hat, ist nachvollziehbar. Ihr werdet den kulinarischen Verlockungen bei Motto Brot dennoch kaum widerstehen können – wetten?

Foto: Ein Regal voll mit den unterschiedlichsten Bäcker Feinschmeckereien © Lukas Lorenz

L‘Amour du Pain

Die Liebe zum Brot hat Fatjon Kolici, Inhaber der Bäckerei „L’Amour du Pain“, bereits an viele sehr unterschiedliche Plätze auf der Erde gebracht: Geboren in Albanien war er einige Jahre in Kamerun als Manager einer Großbäckerei tätig, bevor es ihn nach Wien verschlug. Hier hat er schließlich seine heutige Frau Roela – ebenfalls gebürtige Albanerin – kennengelernt. Schon der Name der Bäckerei, welche die Kolicis bald eröffnet haben, macht klar: Hier wird der französischen Backkunst gehuldigt. Genaugenommen handelt es sich um eine Boulangerie-Patissereie: Immerhin habe ihn, Fatjon Kolici, schon immer die Raffinesse französischer Zuckerbäckerkunst fasziniert. Mit klassischen Baguettes wartet „L’Amour du Pain“ natürlich auch auf – genauso wie mit geschmackvollem Pain de Campagne und zahlreichen süßen Köstlichkeiten, wie man sie sonst nur im Herzen von Paris erwarten würde.

Foto: Geschäft von aussen. Ein kleiner Baum steht vor dem Lokal © Roela Kolici