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Wiener Kaffeehäuser

Was wäre Wien ohne seine Kaffeehäuser! Seit 2011 trägt die „Wiener Kaffeehauskultur“ sogar die UNESCO-Auszeichnung „Immaterielles Kulturerbe“. Aus dem Angebot unzähliger Wiener Kaffeehäuser mit ihrem berühmten, traditionellen Charme stellen wir euch vor: Einen Geheimtipp abseits von touristischen Pfaden, ein Insider-Café mit Kult-Charakter, ein Juwel aus den 1950er Jahren, einen Treffpunkt von Menschen aus Kunst und Politik sowie ein Café, das aufgrund seiner Schönheit oft als Filmkulisse dient. Vielleicht ist euer Lieblings-Café dabei – vielleicht könnt ihr einen euch noch unbekannten Hort der Gemütlichkeit entdecken!

Café Jelinek image
© Cafe Jelinek

Wenn ihr in Wien ein Kaffeehaus mit echtem Wohnzimmer-Wohlfühleffekt sucht, dann seid ihr im Jelinek im 6. Bezirk genau richtig. Zur schönen Jahreszeit lädt ein Gastgarten in der Fußgängerzone zwischen dem Café und dem Gasthaus Steman zum Verweilen ein. Und wenn ihr im Winter einen Platz zum Aufwärmen sucht, steigert schon der Anblick des schmiedeeisernen, alten Holzofens beim Betreten des Lokals das subjektive Wärmeempfinden um einige Grade. Tagsüber könnt ihr hier in Ruhe Freundinnen und Freunden treffen oder berufliche Gespräche führen, gegen Abend ist eine Reservierung empfehlenswert. Vorwiegend junges Publikum füllt dann das Jelinek bis auf den letzten Platz – worunter aber die Gemütlichkeit keineswegs leidet. Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnet, ist die Jelinek-Einrichtung original geblieben. Besser gesagt, die Einrichtungen: Ihr habt hier die Wahl, euch auf grünen Fauteuils, ein paar Stufen höher in roten Samt-Ecken, oder im hinteren Bereich in blau gehaltenen Sitzgelegenheiten niederzulassen. Während vergilbte Tapeten und alte Autogramm-Fotos an den Wänden an die gute, alte Zeit erinnern, gibt es doch auch Neuerungen. Im ganztägigen Frühstücksangebot und auf der Speisekarte sind mittlerweile vegane Varianten zu finden. Und seit 2021 gibt es das Jelinek auch zum Mitnehmen: In Form des eigens komponierten und selbst gerösteten Kaffees.

Café Jelinek
Otto-Bauer-Gasse 5
1060 Wien
https://cafejelinek.steman.at


Café Eiles image
© Eiles

Hinter der Bar kann es schon einmal recht betriebsam zugehen, als Gast im Eiles bekommt ihr davon aber nichts zu spüren. Gut besucht ist das nahe des Wiener Rathauses gelegene Café in der Josefstädter Straße wieder, und das von früh bis spät. Das war eine Zeitlang nicht so. Die Einrichtung war, nicht nur im positiven Sinne, in die Jahre gekommen, die Geschäfte liefen schlecht und der Konkurs drohte. 2015 übernahm und rettete der Gastronom Gert Kunze das Lokal. Nach und nach wurde mit Sorgfalt renoviert und die Bar erneuert. Das alles passierte sehr dezent und stilgerecht und man hat den Eindruck, als wäre es eh schon immer so gewesen. Apropos: Gegründet wurde das Kaffeehaus im Jahr 1850, einige Übernahmen später wurde es 1901 nach seinem damaligen Besitzer, Friedrich Eiles benannt. Die Stammkundschaft aus Kunst, Kultur und Politik war jedenfalls ob der gelungenen Renovierung hocherfreut, neues Publikum aus verschiedenen Kreisen konnte angelockt werden. Auch bei der Speisenauswahl hat sich einiges getan. Neben der reichhaltigen Frühstücks-Auswahl, den hausgemachten Mehlspeisen und Wiener Gerichten findet ihr z.B. auch über zehn vegane Gerichte auf der Karte. Und in der ruhigen Seitengasse hinter dem Eiles wartet nun bei Schönwetter auch ein gemütlicher Gastgarten auf euch.   
  
Café Eiles
Josefstädter Straße 2
1080 Wien
www.cafe-eiles.at


Café Prückel image
© Prueckel

Hell und freundlich ist es im Prückel, die Sitzecken an den großen Fenstern laden euch zum Lesen und Schreiben, Plaudern und Sinnieren gleichermaßen ein. Sein ganz eigenes Flair verdankt das Café der Architektur und dem Interieur der 1950er Jahre, das bis hin zur perforierten Leselampe in Spitzkugelform detailgenau erhalten ist. Doch schon Jahrzehnte zuvor schrieb das Kaffeehaus beim Stubentor seine Gründungs-Geschichte: 1903 ließ der frühere Radrenn-Europameister Lurion, eine schillernde Persönlichkeit seiner Zeit, das Café Lurion im Hans-Makart-Stil errichten. Attraktionen des Cafés waren eine sprechende Uhr und die Brunnenfigur „Wahrheit“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ man den vorderen Teil des Kaffeehauses vom Architekten Oswald Haerdtl neu planen, der hintere Teil wurde im Jugendstil renoviert. Im großzügigen Schanigarten werdet ihr übrigens von einer original erhaltenen Sonnenjalousie aus der Gründungs-Zeit des Cafés beschattet. Das Prückel und seine Cafétière Christl Sedlar stellen bis heute einen kulturellen Knotenpunkt von Wien dar. Zum einen durch die zentrale Lage zwischen MAK und dem Wiener Galerienviertel, zum anderen aufgrund kultureller Veranstaltungen und der Kellerbühne, dem „KIP“ – Kunst im Prückel. Auch kulinarisch sollten – vom Frühstück über die beliebten Tagesteller bis zum Tafelspitz – keine eurer Wünsche offen bleiben.

Café Prückel
Stubenring 24
1010 Wien
https://prueckel.at



Café Sperl

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© Sperl


Beim Betreten des Café Sperl versinkt ihr in einer anderen Welt und habt dabei doch das Gefühl, am immerwährenden Puls der Zeit zu sein. Kein Wunder, dass das Etablissement gern als Filmkulisse genutzt wird. 1988 krönte der englische Star-Gastrokritiker Roy Ackerman das Sperl unter 200 europäischen Kaffeehäusern zum „Coffeehouse Of The Year“. Nach Entwürfen der Ringstraßen-Architekten Groß & Jelinek im Jahr 1880 erbaut, war hier schon immer die Prominenz zuhause. Zum Stammpublikum zählten Heerführer und Erzherzöge. Trotz aller gesellschaftlichen Unterschiede teilten sie sich das Kaffeehaus mit Vertreterinnen und Vertretern aus Schauspiel, Architektur, Musik und Kunst. 1983 wurde das denkmalgeschützte Kaffeehaus im Zuge einer Neuübernahme behutsam renoviert. Der „Staub“ wich, die Patina blieb. Das Publikum ist heute genauso wie damals durchmischt, und wenn sich Touristinnen und Touristen ins Sperl begeben, dürfen sie sich genauso wohl und als Stammgäste fühlen wie Berühmtheiten aus der Welt der Literatur. Als eines der wenigen Wiener Kaffeehäuser verfügt das Sperl noch über drei Karambol-Billardtische. Sonntag nachmittags könnt ihr zu Schmankerln oder feinen hausgemachten Mehlspeisen auch Klavierklängen lauschen, und im Sommer lockt der Gastgarten am Spitz Lehargasse/Gumpendorfer Straße.

Café Sperl
Lehargasse
1060 Wien


Café Benedikt

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© Caro W.

In der Sechskrügelgasse, ein wenig abseits der ausgetretenen touristischen Pfade, findet ihr das kleine, feine Café Benedikt. Ein Besuch bietet sich nach einem Shoppingbummel auf der Landstraßer Hauptstraße oder im Zuge eines Einkaufs am Rochusmarkt an. Geruhsam könnt ihr hier schon ab 7 Uhr morgens den Tag mit einem Frühstück beginnen – z.B. mit stilecht servierten Eiern im Glas mit Schnittlauch, einem bereits gestrichenen Buttersemmerl und frisch gepresstem Orangensaft. Ausgesprochen freundlicher Service und die gemütlichen, klassisch runden Sitzecken mit Marmortischen sowie ein stilecht möbliertes Extrazimmer bilden den Rahmen für ein verloren geglaubtes Lebensgefühl – die echte Wiener Gemütlichkeit, denn Hektik und Stress bleiben vor der Tür. Die Altwiener Mehlspeisen, der Kaffee und die Wiener Küche werden von Gästen sehr gelobt, Frühstück wird ganztags serviert. In der wärmeren Jahreszeit kann es auch recht betriebsam und quirlig zugehen. Dann stellt sich französisches Straßen-Café-Flair im Schanigarten ein. Übrigens: Das Café gibt es bereits seit der Gründung des Hauses 1841; bis in die 1990er Jahre wurde es allerdings unter dem Namen „Café Hufnagel“ geführt.  

Café Benedikt
Sechskrügelgasse 2
1030 Wien
www.cafe-benedikt.at
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