© Bernhard Madlener
Herr Staud, fühlen Sie sich mit Ihrem unternehmerischen Hintergrund als „Wiener Original“?
Ach, so alt bin ich ja noch gar nicht! (lacht)
Aber wenn man Ihre Familiengeschichte anschaut und bedenkt, wie sehr nicht nur Ihr Unternehmen, sondern auch Sie persönlich bekannt sind…?
Ich denke, dann kann man das wohl sagen, ja.
Was macht denn für Sie den Unternehmens- und Handelsstandort Wien aus?
Wien ist für mich einer der schönsten Standorte der Welt. Die Stadt ist bezaubernd, sie verzaubert einen – sie duftet, sie ist charmant und unglaublich vielseitig.
Gilt das auch besonders für Ottakring und den Brunnenmarkt? Den Ort, an dem Sie aufgewachsen sind – und wo später das Unternehmen entstanden ist?
Jein. Der Brunnenmarkt steht für Weltoffenheit. Er ist kein „Boho-Markt“, ist nicht „in“ oder „schick“. Der Brunnenmarkt verbindet die Kulturen, er ist ein lebendiger Markt, eine urschöne Mischkulanz! Für mich ist er unperfekt – und das macht seinen Charme aus. Er ist natürlich gewachsen und nicht geplant aufgesetzt worden.
Ihre Eltern hatten einen klassischen Marktbetrieb, in den Sie schon früh eingebunden waren. Hat Sie der frühkindliche Kontakt mit hochwertigen Lebensmitteln bereits zum Gourmet, zum Experten für Geschmack und gesunde Ernährung gemacht?
Gleich hier neben unserem Geschäft, im heutigen Lager, hat mich meine Mutter quasi aufgezogen. Und mein Vater hatte hier seinen Obst- und Gemüsegroßhandel. Tatsächlich war ich als Kind aber immer sehr heikel. Ich hab zum Beispiel die Marmelade nie essen wollen, die ich mit in die Schuljause bekam – was mir in den damaligen Zeiten schon auch mal eine „Watschn“ eingebracht hat.
Aber die knapp 230 Produkte, die STAUD'S heute produziert – die mögen Sie schon alle auch selbst?
Oh ja, da stehe ich zu 100 Prozent dahinter. Auch die Marmeladen schmecken mir heute – die wurden halt entsprechend entwickelt. Ich habe da immer zuerst meine Vorstellungen im Kopf, führe da bereits die Geschmäcker der unterschiedlichen Zutaten zusammen. Also was zusammen funktionieren, was besonders gut harmonieren könnte. Aber nicht nur, was zum Beispiel unterschiedliche Früchte angeht, sondern auch die Zubereitung mit den passenden Gewürzen, oder wie hoch der Zuckergehalt sein soll. STAUD'S gehörte ja auch zu den ersten, die Konfitüren mit besonders hohem Fruchtanteil produziert haben.
Sie haben immer wieder mal neue Standards eingeführt und sich zuletzt auch sehr mit der Bio-Produktion auseinandergesetzt.
Von meiner Mutterseite her bin ich ja bäuerlicher Abstammung. Der Vater war ein Standler, aber natürlich hat auch die Landwirtschaft stark auf mich abgefärbt. Unsere Bio-Linie haben wir verhältnismäßig spät eingeführt. Weil zuerst einmal steht STAUD'S für Qualität und Geschmack – bevor beides nicht ausreichend vorhanden ist, kommt kein neues Produkt auf den Markt. „Bio“ allein ist aber kein Qualitätsmerkmal. Es muss uns und den Kundinnen und Kunden in erster Linie schmecken. Und ich möchte schon festhalten: Auch in den konventionellen Konfitüren, die wir im Sortiment haben, sind nur die besten Früchte drin.
Die moderne Landwirtschaft sieht natürlich ganz anders aus als jene, die Ihre Familie mütterlicherseits betrieben hat. Wie leicht sind denn die Zutaten in der für Ihr Sortiment hohen Qualität noch zu bekommen?
In der Landwirtschaft kämpfen wir heute vor allem mit den klimabedingten, ständig wechselnden Witterungsverhältnissen. Zudem ist sie sehr arbeitsintensiv. Tatsächlich bekommen wir unsere Früchte stets in der höchsten Qualität – ein langer Weg, der seine Früchte trägt. Bei geringen Erträgen werden wir von unseren landwirtschaftlichen Partnern bevorzugt behandelt. Weil wir immer eine faire Preispolitik gefahren sind und nie Preise gedrückt haben. Wir pflegen langjährige Kooperationen, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basieren. Aber wenn ich Ihnen ein Geheimnis verraten darf: Die meisten meiner Landwirte haben einfach genau so einen „Huscher“ wie ich – einen Qualitätshuscher, um genau zu sein!
Wie darf man das verstehen? Die Landwirte haben immer verstanden, was Sie wollen – und Sie haben gesehen, dass sie von diesen Partnern verlässlich die gewünschte Qualität erhalten können?
Genau. Am besten war der Zwetschken-Bauer, dem ich zu seinen Preisvorstellungen damals sagte: „Heast, bist deppert?“ Und als der meinte, dass er leider nicht mehr billiger werden könne, hab ich gesagt: „Du musst die Preise raufschrauben!" Die waren nämlich derart im Keller, dass keiner davon leben kann. Wir machen das nicht, wir stehen für faire Geschäfte.
Welches Ihrer Produkte darf bei Ihnen daheim auf keinen Fall ausgehen?
Ganz klar: Marillenröster und eingelegte Gurken.
Worauf sind Sie denn besonders stolz, wenn Sie Ihre Unternehmensgeschichte anschauen?
Bei mir gab es nie große Sprünge. Es war immer eine fortlaufende Kontinuität in der Qualität – vielleicht ist das der „Trend“, den wir setzen: Wir sind nicht immer die ersten, wenn wir etwas Neues machen. Aber diese Kontinuität der anhaltend hohen Qualität – kompromisslos –, das ist typisch für uns.
Haben Sie das immer schon angestrebt?
Angestrebt hab ich eigentlich nie viel. Ich wollte einfach der Beste sein.
Das vergangene Jahr Pandemie war für die heimische Wirtschaft extrem belastend. Wie werden Sie auf diese Zeit zurückblicken?
Wir nehmen als Bestätigung mit, dass wir als Unternehmen auf dem richtigen Weg sind.
STAUD'S WIEN (Pavillon)
Brunnenmarkt, Ecke Brunnengasse/Schellhammergasse, 1160 Wien
www.stauds.com