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Wiener Original: Original Wiener Schneekugelmanufaktur

Sie sind weltweit bekannt und beliebt, die Entstehungsgeschichte der Original Wiener Schneekugel hingegen kennt kaum jemand: Erwin Perzy, der Urgroßvater der nunmehrigen Manufaktur-Chefin Sabine Perzy, war Chirurgeninstrumenten-Mechaniker. Er versuchte, eine starke Beleuchtungsmöglichkeit für Operationssäle zu entwickeln. Gaslampen kamen nicht in Frage, da sie nicht steril sind; die Edison-Glühbirne war schon erfunden, aber zu lichtschwach. Also kombinierte der Erfinder eine Schusterkugel – das ist ein mit Wasser gefüllter Glaskolben, der den Schein von dahinterstehenden Lichtquellen wie eine Sammellinse verstärken kann – mit einer Glühbirne.

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© Erwin Perzy
Um den Effekt zu verstärken, setzte er dem Wasser verschiedene Ingredienzien bei, wie etwa Gries. Da dieser langsam in der Kugel herabrieselte, erinnerte ihn das an Schneefall. Und weil er für einen Freund gerade an einem Miniatur-Modell der Mariazeller Kirche gebastelt hatte, fügte sich das eine zum anderen: Die erste „Glaskugel mit Schnee-Effekt“ war erfunden. Zur selben Zeit entwickelte der Erfinder auch den Wiener Silvesterguss zum Bleigießen. Um 1900 wurde Erwin Perzy für seine Arbeit vom Kaiser geehrt.

Sein Sohn, Erwin Perzy II, übernahm nach dem 2. Weltkrieg den Betrieb und begann bereits mit Exporten nach Amerika, Kanada und Australien. Heute leitet Sabine Perzy den Betrieb, ihr Vater Erwin Perzy III arbeitet nach wie vor mit. Die beiden sind stolz darauf, dass jede Kugel großteils in Handarbeit entsteht und so einmalig wie eine Schneeflocke ist.

Wir haben Sabine Perzy bei der Arbeit – zwischen Verkauf, Lager, Büro, Museum und Werkstatt – aufgespürt und ihr ein paar Fragen gestellt.

Die Kindheit der Urenkelin des Schneekugel-Erfinders stellt man sich vor wie einen Kindheitstraum. Aufwachsen inmitten eines Schneekugel-Meeres…War es so? 
Ja, ich bin tatsächlich mit Schneekugeln aufgewachsen. Wie das war? Nun, ich kenne und kannte es ja nicht anders! Es gab immer viel zu tun in der Manufaktur. Ich war aber immer mittendrin und bin zum Beispiel bei der Oma gesessen, während sie gemalt und gepickt hat. Die Faszination dafür empfinde ich selbstverständlich nach wie vor.

Wenn Sie heute nach der Arbeit nach Hause gehen, werden Sie dort auch von Schneekugeln empfangen? 
Nein, ich versuche sehr, das zu trennen. Zu Hause habe ich nur eine Schneekugel mit dem Kaiserpinguin (Anm.: diese werden Robert Palfrader in der Serie
‚Wir sind Kaiser‘ vor jeder Audienz überreicht). Da mein Mann auch im Betrieb arbeitet, ist es mir wichtig, im Privatleben nicht die Chefin, sondern Frau zu sein (lacht). Auch wenn ich gefragt werde, was ich beruflich mache, versuche ich es vorsichtig mit „Unternehmerin“ zu umschreiben. Denn sobald die Sprache auf unseren Betrieb kommt – dreht sich immer alles um Schneekugeln.

Bei mittlerweile etwa 300.000 produzierten Exemplaren pro Jahr – lassen sich da Trends ausmachen?
Wir exportieren ja etwa 50 % unserer Schneekugeln. Früher ging sehr viel nach US-Amerika, die bestellten oft Sondermodelle. Mittlerweile ist unser Hauptabnehmer-Land Japan, dort werden meist Exemplare aus dem Standard-Katalog genommen. Wien-Motive – vom Stephansdom bis zum Lipizzaner – gehen sowieso immer gut, natürlich auch in den vielen Souvenirläden in der Stadt und auf den Weihnachtsmärkten.

Und gibt es zeitgenössische Tendenzen, speziell die Motivwahl betreffend? 
Eindeutig. Das Trend-Motiv im Jahr 2020 war – Klopapier! (lacht). Im ersten Lockdown war mir langweilig, ich entwarf eine entsprechende Schneekugel und stellte sie ohne große Erwartungen in den Online-Shop. Eine ORF-Mitarbeiterin wurde darauf aufmerksam und brachte einen Beitrag darüber. Am nächsten Tag drehte ich meinen PC auf – und ich hatte 1.500 neue Emails… Auch der darauffolgende Baby-Elefant erfreute sich großer Beliebtheit. Derzeit entwickle ich gerne Süßigkeiten, von der Schaumrolle bis hin zu Sachertorte. Auch diese Motive werden gerne gekauft.

In Ihrem Museum kann man alte Formen und Maschinen bestaunen – ist in der Manufaktur mittlerweile auch heutige Technik eingezogen?
Die Schneekugeln werden nach wie vor hier in Hernals und großteils in Handarbeit hergestellt. Neben den Spritzgussformen haben wir seit 2020 auch 3-D-Drucker. Für die alltägliche Produktion wären diese aber viel zu langsam, wir setzen sie nur für Sonderanfertigungen ein. Auch hier gibt es übrigens einen Trend: Viele stolze Eigenheimbesitzer lassen sich ihr Haus als Miniatur in eine Schneekugel einbauen.

Bei all den Imitaten, die weltweit am Markt erhältlich sind – woran erkennt man eine Original Wiener Schneekugel?  
Am wunderschönen, unnachahmlichen, realistischen Schneefall… an der Qualität… und am schlichten, schwarzen Sockel, ohne jeglichem Klimbim oder Schnickschnack.  image
© Erwin Perzy


Original Wiener Schneekugel Manufaktur & Museum
Schumanngasse 87
1170 Wien
www.schneekugel.at

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