© Philipp Lipiarski
Bekannt ist die Tanzbar vor allem für ihre Live-Musik, ihre große Champagner-Auswahl und für die prominenten Nachtschwärmerinnen und -schwärmer, die sich in der Eden Bar sichtlich wohlfühlen. Ihr Charme hat aber auch viel mit den Menschen zu tun, die die Geschäfte der Eden über die Jahre geleitet haben. Angefangen bei der Opernsängerin Emmy Stein, die die ehemalige City Bar in den 1920er Jahren kaufte, ihr den Namen Eden gab und die High Society der damaligen Zeit anlockte, über Gabor Kenézy, der der Eden in den 50ern eine zweite Blütezeit verschaffte, bis zum legendären Heinz Werner Schimanko, dessen Name untrennbar mit der „alten Dame“ Eden verknüpft ist.
Unter Schimanko wird das Lokal zum internationalen Hotspot mitten in Wien. Berühmtheiten wie Romy Schneider, Alain Delon, José Carreras, Helmut Newton oder auch Liz Taylor schwingen an diesem Ort das Tanzbein und auch die österreichische Hautevolee geht hier ein und aus.
Seit 2005 wird die Tradition der Eden Bar von der zweiten Schimanko-Generation, Michaela Schimanko und ihrem Bruder Heinz Rüdiger Schimanko, fortgeführt. Sie halten das Erbe und die Atmosphäre dieses legendären Lokals lebendig. Wir haben uns mit Michaela Schimanko über die Einzigartigkeit der Eden, ihren Vater und die Zukunft der Grand Dame des Wiener Nachtlebens unterhalten.
© Chiara Milo
Was macht die Eden Bar zum Wiener Original?
113 Jahre Geschichte. Und wir haben immer noch einen Stil wie aus vergangenen Zeiten.
Wie würden Sie jemanden, der noch nie hier war, die Eden Bar beschreiben?
113 Jahre Partylocation. Hier haben schon viele glückliche Menschen Partys gefeiert. Und das spürst du auch bei den Räumen. Räume spiegeln so etwas auch wider. Trotz der Renovierung hat die Eden Bar ihren Charme nicht verloren, sondern eher noch mehr gewonnen. Die Gäste bedanken sich, dass die Atmosphäre erhalten geblieben ist.
Sie haben sehr viele Stammgäste, die wahrscheinlich schon seit Jahren oder Jahrzehnten kommen.
Ja, die Eden hat viele Stammgäste. Die bringen irgendwann ihre Kinder mit, und die sind dann auch begeistert. So setzt es sich in der nächsten Generation fort.
Und was hat es mit den vielen Promi-Fotos in den Schaufenstern vor der Bar auf sich?
Das war das Instagram der 80er-Jahre. Heute kann man da nicht mehr so genau filtern, wer gesehen werden will und wer nicht. Wir überlegen gerade, ob wir in Zukunft die Handykameras mit Stickern abkleben lassen. Das ist der Tribut an die moderne Zeit.
Sie sind praktisch hier aufgewachsen. Wie war das für Sie als Kind und Jugendliche.
Ich war 13 Jahre alt, als der Vater die Eden Bar übernommen hat. Damals durfte ich nur tagsüber rein. Und ab 16 war dann der Elmayer mit seiner Tanzschule angesagt. Da durfte ich nach dem Elmayer noch bis 23.30 Uhr tanzen. Dann kam der Chauffeur und hat mich nach Hause gebracht, weil am nächsten Tag war ja auch Schule.
Haben Sie je darüber nachgedacht, dass Sie was ganz anderes machen wollen, oder war immer schon klar, dass Sie die Bar von Ihrem Vater übernehmen werden?
Dass ich im Familienkonzern bleibe, war schon klar, aber nicht, dass ich unbedingt die Eden Bar übernehme. Ich habe zwei Brüder. Heinz Dietmar ist Anwalt und Heinz Rüdiger hat das Hotel Orient übernommen. Er wird auch mein Nachfolger in der Eden Bar, weil irgendwann darf ich auch in Pension gehen.
Wird es Ihnen schwerfallen, das Zepter aus der Hand zu geben?
Nein, nein. Wir arbeiten schon an der Übergabe. Das ist ein Prozess, der schon länger begonnen hat.
Und steht schon die nächste Generation in den Startlöchern?
Na ja, mein Bruder ist ja 17 Jahre jünger als ich, der ist dann die nächste Generation. Meine Tochter überlegt sich gerade, ob sie als Studentenjob von mir die Tür der Eden übernehmen will.
War es schwierig, die Nachfolge Ihres Vaters anzutreten?
Es gab auch Stimmen, die sagten: „Das schaffst du nicht, verkauf die Hütte!“ Aber ich war überzeugt davon, dass ich das schaffe. Ich glaube, nach dem Vater hatte ich es leichter, weil ich eine Frau bin. Als Frau konnte mich keiner direkt mit ihm vergleichen.
Wie würden Sie Ihren Vater beschreiben?
Er war großherzig, menschlich. Immer sozial engagiert, ein guter Geschäftsmann. Immer Geschäftsmann, Tag und Nacht, mit Leib und Seele. Er hat für zwei gelebt, deswegen ist er früher abgetreten.
Geht die Eden Bar trotz aller Beständigkeit auch mit der Zeit? Was hat sich verändert?
Wir haben keine echten Kerzen mehr auf den Tischen. Auch wir sind auf LED umgestiegen. Ich wollte auch auf den neuen Möbeln kein Kerzenwachs haben. Natürlich haben wir auf der Website ein Reservierungstool, wir sind auf Social Media. Man muss sich immer auf die Gäste und auf die Zeit einstellen.
Was macht die Eden Bar so einzigartig?
Wir sind der letzte Dinosaurier, es gibt sonst kaum mehr Bars mit Live-Musik. Wir haben hier eine Band, die konstant für uns spielt. Das sind zehn Musiker, von denen immer drei auf der Bühne stehen.
Livemusik ist teuer, die muss man sich leisten wollen. Aber wir wollen es uns leisten, wir haben es uns immer geleistet. Die Stimmung ist dadurch eine ganz andere.
Wie würden Sie die typischen Gäste in der Eden Bar beschreiben?
Bunt gemischt von 18 bis 90 Jahren. Fans von Livemusik. Das geht quer durch alle Gesellschaftsschichten, quer durchs Alter. Einfach Menschen, die es lieben, zu Livemusik zu tanzen, und noch auf Foxtrott, Rumba oder Cha-Cha-Cha stehen.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Dass es die Eden Bar 2024 immer noch gibt. Dass wir es durch alle Stürme geschafft haben. Das war nicht einfach, aber wie hat mein Vater immer gesagt? „Aufgeben tut man nur einen Brief.“
Ich habe eine Stamm-Mannschaft, auf die ich auch sehr stolz bin. Die sind zum Teil schon seit 18 Jahren bei mir. Unser alter Oberkellner ist nach 38 Jahren hier in Pension gegangen. Wir haben immer angestrebt, unser Team lange zu halten. Einfach weil man dadurch auch eine andere Emotion zu den Gästen aufbaut. So haben unsere Gäste immer das Gefühl, sie kommen nach Hause, wenn sie uns besuchen. Das ist das Schönste.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wie soll es für die Eden Bar weitergehen?
Sie soll weitere 100 Jahre so bestehen bleiben, wie sie ist. Konstant. Es wird immer Livemusik geben. Und ich bin mir sicher, dass das ein Erfolgsrezept ist.
Eden Bar
Liliengasse 2, 1010 Wien