Waldbyg
© RuhwaldWiederentdecken statt Neukaufen
Secondhand? Ja bitte – aber mit Stil. Bei Waldbyg geht es nicht um Bastellösungen oder DIY-Romantik, sondern um durchdachtes Interior Design, das aus vorhandenen Ressourcen echte Lieblingsstücke macht. Die Gründerin hat sich bewusst gegen Wegwerfmentalität und für nachhaltige Gestaltung entschieden: „Ich wollte nicht mehr Teil eines Systems sein, das ständig Neues produziert, obwohl schon so viel da ist“, so Karen Ruhwald.
Wie kam es zur Gründung von Waldbyg?
Die Entscheidung, ausgerechnet in Wien ein nachhaltiges Interior-Startup zu gründen, war ursprünglich Zufall und wurde dann doch schnell zur Überzeugung. Ich habe in der Mode- und Lifestylebranche gearbeitet und irgendwann begriffen, wie viel dort einfach kopiert wird. Oft habe ich die Produkte, die wir verkauft haben, später auf Secondhand Börsen gesehen. Das war für mich ein Zeichen, dass wir alle zu viel unüberlegt kaufen und somit die Wegwerfgesellschaft unterstützen.
Ich zeige, dass es auch anders geht. Mit Möbeln, die nicht aus dem Katalog kommen, sondern aus der Nachbarschaft. Mit Ideen, die nicht Trends folgen, sondern echten Bedürfnissen. Nicht, um gegen den Strom zu schwimmen. Sondern weil es schlicht keinen Sinn ergibt, etwas Neues zu kaufen, wenn das Beste längst da ist.
Der Name klingt ungewöhnlich. Was steckt dahinter?
Die Idee zum Namen Waldbyg entstand nicht auf einem Flipchart oder im Coworking-Space, sondern ganz nebenbei – auf der Couch einer Freundin in Dänemark. Ich heiße Ruhwald, ich wohne am Waldrand und ich baue Dinge. „Byg“ ist dänisch für „bauen“. Daraus wurde Waldbyg: ein Name, der zu mir passt.
„Reuse, reduce, be happy“ ist ihr Grundsatz. Was kann man sich darunter vorstellen?
Reuse heißt, ich verwende das, was da ist. Ich gehe in Wohnungen und sehe: Da steht oft schon alles. Es wird nur nicht mehr wahrgenommen. Mein Ziel ist daher, Menschen helfen, zu erkennen, was sie bereits haben – und es neu zu denken. Ein Schrank wird zur Bank. Ein alter Tisch bekommt neue Beine. Manchmal genügt es, etwas umzustellen oder in einen anderen Raum zu tragen.
© Ruhwald
Das zweite Prinzip, reduce, ergibt sich fast von selbst. Wer weiterdenkt, kauft weniger – nicht aus Askese, sondern aus Klarheit. Wenn wir etwas umbauen oder weiterverwenden können, brauchen wir nichts Neues. Und wenn doch, schaue ich zuerst auf Flohmärkte, in Secondhand-Läden oder Tauschbörsen.
Be happy klingt in diesem Kontext ungewöhnlich?
Nein, das ist ganz einfach erklärt: Bei Waldbyg geht es nicht um Verzicht, sondern um ein gutes Gefühl. Nachhaltigkeit soll nicht überfordern. Sie soll zufrieden machen.
Wie stehen Sie ganz generell zu Trends?
Was ich mit meinem Raumgestaltungs- bzw. Interior-Design-Unternehmen Waldbyg anbiete, hat nichts mit flüchtigen Farbtrends oder TikTok-Einrichtungstipps zu tun. Gestaltung ist etwas Persönliches, das bleiben darf. Ich bin überzeugt, dass man sich nur dann wohlfühlt, wenn ein Raum wirklich zu einem passt und nicht, weil er gerade angesagt ist.
Es geht nicht um Trends. Es geht um das, was bleibt.
Ich frage meine Kundinnen und Kunden oft: „Welche Stilrichtung magst du?“ – einfach als Orientierungspunkt. Aber ich glaube nicht, dass wir glücklicher werden, wenn wir nach einer bestimmten Stilrichtung leben. Sondern dann, wenn wir uns von dem leiten lassen, was uns wirklich gefällt, angepasst an unsere Bedürfnisse und an unseren Alltag.
Natürlich beobachte ich, was sich verändert: welche Farben kommen, welche Materialien gehen. Aber ich bin keine Trendübersetzerin. Eher eine Dolmetscherin für das, was Menschen wirklich brauchen. Ein Raum muss funktionieren und er muss sich gut anfühlen. Und zwar nicht nur heute, sondern auch in fünf Jahren.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Statt alles neu zu denken, denke ich lieber um. Mit einem alten Sessel in neuer Farbe lässt sich sehr viel verändern. Aber man muss ihn nicht wegwerfen, nur weil er gerade nicht ins Bild passt.
Ein ganz konkretes Beispiel dafür, wie das in der Praxis aussieht: der Umbau eines alten Einbauschranks. Gefunden über eine Plattform, kostenlos abzugeben, solide gebaut, aber nicht mehr passend für seine ursprüngliche Umgebung. Früher wäre so ein Möbel auf dem Sperrmüll gelandet. Dabei ist es aus echtem Holz, schwer, stabil und wirklich viel zu schade zum Entsorgen. Ich habe einen neuen Plan gezeichnet – angepasst an einen völlig anderen Raum – dann diesen sowie den Schrank an eine soziale Werkstatt übergeben. Dort arbeiten Langzeitarbeitslose unter fachlicher Anleitung und bauen das Möbel Stück für Stück neu auf.
Das Ergebnis ist etwas ganz Eigenes. Die Struktur des alten Möbels bleibt, die Geschichte auch, aber es bekommt ein neues Leben. Das ist mehr als eine gestalterische Lösung, sondern für mich ein Systemwechsel. Kurz gesagt: ein Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft.
Worauf legen Sie in der gemeinsamen Arbeit besonderen Wert?
Mir ist der persönliche Kontakt sehr wichtig. Ich möchte meine Kundinnen und Kunden kennen und genau verstehen, welche Wünsche und Bedürfnisse sie haben. Wer mit Waldbyg arbeiten möchte, beginnt deshalb immer mit einem Kennenlerngespräch. Daraus entsteht ein transparentes Angebot – mit klaren Paketen, die auch auf der Website einsehbar sind.
Je nach Bedarf biete ich zum Beispiel eine schnelle Beratung vor Ort an: Ich schaue, was bereits da ist, und gebe konkrete Tipps, wie Herausforderungen gelöst werden können, damit man vieles selbst umsetzen kann. Manchmal reicht es wirklich, die Couch anders zu stellen.
Wenn eine rasche, sofortige Veränderung erwünscht ist, unterstütze ich gerne persönlich vor Ort. In drei Stunden erarbeiten wir gemeinsam ein Konzept und setzen die direkte Umgestaltung mit den vorhandenen Ressourcen um. Anschließend erstelle ich ein Moodboard, basierend auf dem besprochenen Farb- und Stilrahmen und als Leitfaden für weitere Schritte.
Für alle, die ganz neu anfangen – ob durch Umzug, Umbau oder einfach den Wunsch nach Veränderung in ihren Räumen – begleite ich das gesamte Projekt: von der Konzeptausarbeitung bis zur Fertigstellung.
Kontakte
- Addresse
- Telefon
- +43 6763301998
- hej@waldbyg.at