© Misa Matcha Misa Matcha Westbahnstraße
Wenn Tee zwei Räume braucht
Es war kein Masterplan, sondern pure Intuition: Gespräche bis tief in die Nacht, ein unerwartetes Angebot, und plötzlich die Klarheit, dass Tee zwei Räume braucht, um sich vollständig zu entfalten. Sandra, Designerin und Spezialistin für Naturfarben, und Kuros, Keramiker und Ex-Schuldirektor, erinnern sich an diesen Moment. „Wir hätten nie gedacht, dass wir mehr als einen gemütlichen Teeraum brauchen", sagen sie. „Aber hier stehen wir – und es fühlt sich absolut richtig an."
Mit der neuen Filiale in der Westbahnstraße und der Neuausrichtung des ursprünglichen Standorts in der Siebensterngasse teilen sie Misa räumlich auf: in einen Ort der Stille und einen Ort der Bewegung.
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Seltene Tees und tiefes Verständnis
In der Siebensterngasse entsteht mit MiSA rare tea der Raum, den beide schon lange im Kopf hatten: reduziert, handwerklich, ein Ort, an dem Tee nicht einfach getrunken, sondern erforscht wird. Die Eichenmöbel – von Sandra entworfen, von Kuros und einem Freund gebaut – schaffen eine warme, ruhige Atmosphäre. Hier sitzen Gäste, schmecken, lesen, sprechen. Keine To-Go-Becher, keine Ablenkung.
Das Sortiment ist europaweit einzigartig. Viele Tees sind echte Raritäten: ein Hualien-Schwarztee aus einem buddhistischen Kloster in Osttaiwan, den in Europa nur Misa führt. Ein Kamaeri Cha aus Japan, eine fast ausgestorbene Teeart, die statt gedämpft trocken erhitzt wird. Dazu die Oolongs eines renommierten taiwanischen Röstmeisters.
Rund 90 Prozent der Tees stammen aus biologischem oder wildem Anbau – allerdings ohne Zertifikate. Warum? „Viele kleine Produzenten und Produzentinnen können sich das schlicht nicht leisten", erklärt Sandra. „Dabei arbeiten sie oft sauberer als große Plantagen." Wild-grown bedeutet: kein Dünger, keine Pestizide, nicht mal organische. Für Misa ist diese Arbeitsweise ein Qualitätsversprechen jenseits von Zertifikatslogik.
Den Matcha importieren sie monatlich. Aufwendig, ja – und dabei geht die Bio-Zertifizierung verloren. Aber die Alternative? Monate oder Jahre alte Ware aus Kühlhäusern. „Unsere Produzenten und Produzentinnen mahlen nur das, was wir bestellen", sagt Kuros. „Frische schlägt Bürokratie."
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Trends und neue Rituale
Während die Siebensterngasse also in die Tiefe geht, widmet sich die Westbahnstraße der lebendigen Seite der Teekultur. Im neuen MiSA matcha ist Bewegung Programm. Der Raum wurde bewusst dynamisch gestaltet, Getränke gibt's ausschließlich to go, das Angebot konzentriert sich auf Matcha: neun Sorten, handgefertigte Chawan und neue Tools wie der elektronische „Misa whizzy“.
Dass Matcha hier mehr ist als ein Trendgetränk, zeigt die Präzision der Rezepturen. Die Inspiration? Bangkok, wo Street Drinks und High-End-Mixology koexistieren. Taiwan, wo Teehandwerk eine moderne Renaissance erlebt. Seattle und San Francisco, wo einst Kaffee neu gedacht wurde.
„Je mehr man reist, desto präziser wird der Gaumen", sagt Sandra. „Irgendwann weißt du beim Riechen, was zusammenpasst." Für jede Kombi – Matcha mit Kokoswasser, mit Tonic, mit Ahornsirup – testen sie alle sieben Matcha-Typen gegeneinander. Das Ergebnis: Getränke zwischen Tradition und zeitgenössischer Aromeninterpretation.
Der Bestseller nach 15 Jahren? Immer noch der Maple Vanilla Matcha Latte – hochwertiger Matcha, echtes Bourbon-Vanillepulver, Ahornsirup. In den USA Kult, in Wien ungewöhnlich genug, um Skepsis in Neugier zu verwandeln.
Ein Publikum im Wandel
Mit dem neuen Raum wächst die Community. Anfangs fast nur Frauen zwischen 18 und 28, heute Gäste zwischen 18 und 80. Auffällig: Immer mehr Männer entdecken Matcha für sich. Die internationale Sichtbarkeit durch TikTok hat die Zielgruppe geöffnet und auch die Erwartungen geschärft. Man kommt nicht für einen Trend, sondern für ein Erlebnis.
Kunst, Keramik, Textil: ein Gesamtsystem
Was Misa von Anfang an auszeichnet: die Verbindung von Tee und Kunst. Jede Schale, jedes Tuch, jedes Möbelstück ist Teil eines Gefüges, das sich organisch anfühlt und doch hochpräzise gestaltet ist. „Die Westbahnstraße trägt diese Energie nach außen, die Siebensterngasse nach innen."
Und die Zukunft?
Sandra hat bereits eine neue Teekategorie angekündigt: wild gewachsen, geröstet, nicht aus Japan. Mehr sagen die Beiden jetzt noch nicht dazu. Die Andeutung genügt – denn Misa hat noch nie etwas halbherzig gemacht.
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