
Rosi
Ein Beisl wie bei Oma, nur mit fermentiertem Shiitake
Die besten Geschichten beginnen oft beim Friseur. So war’s zumindest bei Rosi, dem charmant unprätentiösen Restaurant in Wien, in der Sechshauser Straße. Till Wörner, früher Koch im Steirereck, und seine Partnerin Emanuella Ndue waren eigentlich auf der Suche nach einem anderen Lokal, als ihnen der Friseur gegenüber vom ehemaligen Herzog’s Wirtshaus erzählte. Die Fläche war leer, zum ersten Mal seit über 100 Jahren. Wenige Wochen später war klar: Rosi Wien zieht ein. Und zwar mit ganz eigenem Konzept.
Viel Geschichte, wenig Prunk
„Uns war wichtig, dass man das Alte nicht komplett rausschmeißt“, sagt Wörner. Der knarzende Holzboden durfte bleiben, ebenso wie der Schrank vom „Bretschneider“. Die Elektrik, Küche und Kaffeemaschine sind hingegen neu. Auch die Decke hat ihre ganz eigene Geschichte: Der Legende nach handelt es sich um alte Transportkisten der Alliierten, ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg. „Ist wahrscheinlich Quatsch, aber sie erzählt sich gut – also bleibt sie auch.“ Das beschreibt das Restaurant Rosi ganz gut: eine Mischung aus ehrlicher Arbeit und liebevollem Augenzwinkern.
Vegetarisch, saisonal – und sehr persönlich
Wirtshausküche in Wien sucht man hier vergeblich – bis auf einen Klassiker: die Maultaschen. „Die gab’s bei meiner Oma Rosi immer. Und da das Lokal auch ihren Namen trägt, mussten die einfach auf die Karte“, sagt Wörner. Alles andere kommt ohne Fleisch aus, viele Gerichte sind vegan oder lassen sich veganisieren. Klingt modern, ist aber vor allem gut durchdacht – und schmeckt einfach.
© Roth
Ein Highlight der aktuellen Karte? Für Wörner sind es die gefüllten Zucchiniblüten mit fermentiertem Shiitake, Polenta und Tempurateig. Nebenbei erwähnt er noch Sellerie-Churros mit Blauschimmelkäse, Lauch im Miso-Sud und Castelfranco-Salat in Meyer-Zitronen-Marinade. Wer da noch Fleisch vermisst, hat vermutlich auch nie Sauergemüse selbst eingelegt.
Keine Paradeiser im Winter
Gekocht wird bei Rosi Wien ausschließlich mit dem, was Saison hat und was in der Region wächst. „Wenn es in Österreich grad keine Paradeiser gibt, dann gibt’s halt keine“, so Wörner. Es sei denn, sie wurden vorher eingelegt. Bezogen wird das Gemüse unter anderem von Paul Reiner oder den „Dirndln am Feld“ – zwei kleine Betriebe mit biologischem Fokus. „Viele sagen, sie arbeiten saisonal, aber wir meinen das wirklich so.“
Naturwein mit Hausverstand
Auch beim Trinken bleibt man konsequent. Benedikt Strasser, vorher im Landkind tätig, kuratiert eine Weinkarte, die zu 90 % aus Naturweinen besteht. Der Rest ist klassisch ausgebaut. „Weil’s zu unserem Essen passt. Und weil wir’s einfach selbst gerne trinken“, sagt Till. Das klingt fast zu simpel – funktioniert aber genau deshalb. Und wer statt Pet Nat lieber einen klaren Grünen Veltliner mag, findet auch den.
Mehr als Abendessen
Ursprünglich wollten Till und Emanuella montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr offen haben. Ein Lokal für Tagesgäste eben. Doch schnell wurde klar: Das Viertel will mehr. Daher gibt’s jetzt auch den Rosi Brunch Club in Wien am Samstag, Lunch unter der Woche und Abendessen von Mittwoch bis Samstag. „Man merkt einfach, wann die Leute was brauchen, und dann passt man sich an“, sagt Till. Kein Gastro-Konzept vom Reißbrett also, sondern eines, das mit dem Leben im Grätzel mitwächst.
© Roth
Öffnungszeiten
- Mi:
- 15:30-21:00 Uhr
- Do:
- 09:30-21:00 Uhr
- Fr:
- 07:00-21:00 Uhr
- Sa:
- 07:00-21:00 Uhr