
Mycorama
Frische Pilze aus Wien selber züchten mit Tipps vom Experten
Pilze boomen – als Superfood, Fleischersatz und nachhaltiges Wunderding der Natur. Und mitten in Wien gibt es einen Ort, der diesen Trend mit echter Expertise und viel Herzblut aufgreift: mycorama.
Im dritten Bezirk, ein paar Schritte abseits der belebten Gassen, verbirgt sich nämlich eine kleine Pilz-Welt, die ihresgleichen sucht. Bei mycorama gedeihen pinke, goldene und löwenmähnige Pilze in liebevoll gestalteten Beuteln – und machen nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich ordentlich Eindruck. Die eigentliche Pilzzucht findet in einem geschützten Raum unterhalb statt, während Verkauf und Workshops im hellen Shop darüber stattfinden. Nur die Pilze mögen es eben dunkel und feucht.
Mehr als eine Zutat
Im Herzen dieses pilzverliebten Projekts steht Nándor Albert, ein leidenschaftlicher Pilzfreund, Koch mit über zehn Jahren Erfahrung und Gründer von mycorama. Seine Liebe zu Pilzen begann schon früh: Aufgewachsen in einer Familie von passionierten Sammlern und Sammlerinnen, lernte er von seinem Großvater und seinem Onkel, wie man die besten Wildpilze findet. Nach vielen Jahren des Reisens, Lernens und Kochens war für ihn klar: Pilze sind mehr als nur Zutat – sie sind Faszination, Netzwerk und Zukunft: „Fungi is the future". Heute gilt Nándor Albert als echter Experte auf seinem Gebiet, der mit unerschöpflicher Begeisterung Wissen teilt und eine Community aufbaut, die vom „Myzel“ (Gesamtheit aller fadenförmigen Zellen eines Pilzes) genauso fasziniert ist wie er.
© mycorama
Wir haben den Experten in seinem Pilzparadies besucht und mit ihm über pinke Austernseitlinge, die Magie des Pilzwachstums und seine Mission für eine nachhaltigere Welt gesprochen. Dabei hat er uns nicht nur von neuen Sorten erzählt, die bald kommen sollen, sondern auch praktische Tipps für Pilz-Neulinge geteilt – vom idealen Einstieg bis zur richtigen Zubereitung.
Wie kam es eigentlich dazu, dass du mycorama gegründet hast?
Ich habe acht Jahre in London verbracht, bevor ich vor dreieinhalb Jahren nach Wien gezogen bin. Mein Freundeskreis sowie auch meine Schwester sind ebenfalls hierhergezogen. Die Idee zu mycorama kam ziemlich bald danach. Ich hatte mich schon in London intensiv mit Pilzen beschäftigt und wollte unbedingt etwas mit dieser faszinierenden Welt machen. Dann habe ich die Nische der Pilz-Zuchtsets entdeckt – und wusste sofort: das ist es.
Was genau macht ihr bei Mycorama – und warum ein Keller?
Der Keller ist tatsächlich perfekt für die Zucht, denn dort können wir konstante Dunkelheit, Feuchtigkeit und Ruhe garantieren. Aber keine Sorge: Unser Shop und die Workshops finden oben statt, im gemütlichen Verkaufsraum. mycorama steht für einfach zu bedienende Zuchtsets, mit denen jeder zuhause Pilze wachsen lassen kann – und das ganz ohne Vorkenntnisse. Außerdem bieten wir regelmäßig Workshops an. Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren schon dabei, und mehr als 1.000 Kunden und Kundinnen haben mit unseren Kits erfolgreich ihre eigenen Pilze gezüchtet. Und das ist erst der Anfang!
© Adriana Roth
Pilze sind im Trend – warum boomen sie gerade jetzt?
Pilze sind das geheime Netzwerk der Natur, sie verbinden Böden, Pflanzen, Bäume. Diese Verbindung ist faszinierend. Und ich glaube, viele Menschen spüren heute intuitiv, dass Pilze in unserer Welt eine größere Rolle spielen werden: Sie sind nachhaltig, gesund, vielfältig einsetzbar, egal ob als Fleischersatz, Plastik-Alternative oder sogar Leder. Und mal ehrlich: Ein pinker Pilz? Das ist doch einfach nur cool!
Eure Produkte heißen nicht einfach „Austernseitling“, sondern „Pink Mushroom“ oder „Lion Mushroom“. Warum?
Weil es Spaß machen soll! Pilze haben oft ein etwas verstaubtes Image. Ich wollte sie zugänglicher und sympathischer machen. Unsere Namen wecken Neugier und Freude. Die Verpackungen sind bunt, zweisprachig und leicht verständlich. Wenn jemand sagt: „Ich will den pinken Pilz ausprobieren“, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Welche Sorten gibt es aktuell? Und worauf dürfen wir uns freuen?
Momentan bieten wir den Gold Mushroom (goldener Austernpilz), den Pink Mushroom (pinker Austernpilz) und die Löwenmähne, den Lion Mushroom, an. Alle drei lassen sich unkompliziert zuhause züchten. Besonders stolz bin ich auf unsere neuen Sorten: Der Silver Mushroom (grauer Austernpilz) ist fast fertig, und vielleicht kommt bald auch der Black Pearl dazu. Die Namen machen einfach was her, oder?
Wie einfach ist es wirklich, Pilze zuhause zu züchten?
Sehr einfach! Unsere Sets funktionieren mit dem Prinzip: X in die Folie schneiden, über Nacht in Wasser einweichen, dann täglich besprühen und abwarten. Je nach Sorte dauert es ein bis drei Wochen, bis die ersten Pilze sprießen. Über QR-Codes gibt’s zusätzlich Video-Anleitungen und Rezepte. Und wer Fragen hat, erreicht uns direkt, wir antworten persönlich.
Was kochst du am liebsten mit deinen Pilzen?
Die Löwenmähne ist mein Favorit: fleischig, saftig: perfekt für vegane Schnitzel, Burger oder sogar als Steak. Der Gold Mushroom hat ein intensives Aroma, erinnert an gebräunte Butter oder Käse – großartig für Pasta oder Risotto. Und der Pink Mushroom? Der sieht angebraten aus wie Lachs. Er ist ideal für Omelettes oder einen Brunch.
Was rätst du Pilz-Neulingen?
Einfach ausprobieren! Wir geben auf alle Zuchtsets eine 100%-Wachstumsgarantie. Besonders einsteigerfreundlich sind die pinken und goldenen Sorten. Und wer ein bisschen Geduld mitbringt, wird von der Löwenmähne begeistert sein. Das Wachsen zu beobachten ist fast schon meditativ. Und ja, es macht süchtig.
Zum Schluss: Hast du einen Lieblingspilz?
Wenn es um Zuchtpilze geht, ganz klar die Löwenmähne. In der Natur liebe ich den Parasol, den ich sogar tätowiert habe. Für mich sind Pilze kein Hobby und kein Job – sie sind meine Leidenschaft. Und genau das will ich mit mycorama weitergeben.
Besuchen könnt ihr das Pilzparadies im 3. Bezirk – am besten nach Terminvereinbarung oder bei einem der regelmäßigen Workshops. Wer weiß, vielleicht wächst bei euch bald ein pinker Pilz auf der Fensterbank?