© Claudia Madlener
Wer nach blinkendem, lautem, vorwiegend aus Plastik gemachtem Spielzeug sucht, wird hier wahrscheinlich nicht fündig werden. Denn Inhaberin Rafaela Kathan-Kupfner achtet bei der Sortimentsauswahl auch auf die strapazierten Nerven der Eltern. Trotzdem dürfen die Produkte ruhig bunt und cool sein und nicht „sad beige“. Zusätzlich zu besonderem Spielzeug und Klassikern wie Schleichtieren, Lego und Duplo findet ihr beim wilden böckle auch eine große Brettspielauswahl mit vielen Geheimtipps und Bio-Kindermode.
Wir haben mit Rafaela Kathan-Kupfner über ihr Geschäft, neue Trends am Spielzeugmarkt und ihre 3D-Druckwerkstatt geplaudert.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das wilde böckle zu eröffnen?
Ich habe vor 16 Jahren meinen Mann kennen gelernt, der aus einer Vorarlberger „Spielwarendynastie“ kommt. Die Großmutter hat Anfang der 50er Jahre das „Spielwaren Böckle“ gegründet, das bis heute in Götzis auf 1.000m2 von meinen Schwiegereltern betrieben wird. Unser Name ist natürlich auch eine Hommage. Wir hatten tatsächlich aber nie etwas mit dem Geschäft zu tun, ich bin studierte Politikwissenschafterin und habe an der Uni gearbeitet. Erst mit dem Nordbahnviertel kam mir auf einmal die Idee, dass es hier unbedingt ein Kindergeschäft braucht. Ein ganz Spezielles natürlich.
Können Sie Ihr Geschäft in wenigen Worten beschreiben?
Das wilde böckle ist definitiv einzigartig. Wir haben ein einmaliges Sortiment, das man nicht in Schubladen stecken kann. Der Fokus liegt klar auf Nachhaltigkeit, hochwertig produziert und vor allem ungiftig, gleichzeitig auch Klassiker wie Lego, Schleich und viele Brettspiele. Bei uns merkt, glaub ich, jeder, dass wir uns wirklich auskennen. Wir haben drei Kinder und drei Generationen Erfahrung im Rücken. Wir haben nichts im Geschäft, was wir nicht wirklich cool finden und ausprobiert haben. Das böckle ist außerdem Begegnungsort fürs Grätzl, es gibt super Kaffee und Getränke, ein riesiges Klettergebirge mit Rutsche und Veranstaltungen.
Unser 3D-Reparaturservice ist dann noch das Sahnehäubchen obendrauf.
Was ist Ihnen bei der Auswahl Ihrer Produkte besonders wichtig?
Möglichst nachhaltig, fair gehandelt und unbedingt ungiftig. Cool designed, spannend und so, dass es den Kindern Spaß macht. Mein Fokus liegt nicht auf schicken, beigen Produkten für „young urban parents“. Es muss schon krachen, man ist nur einmal Kind. Es ist mir auch wichtig, junge, europäische Marken mit ähnlicher Philosophie zu unterstützen. Grauslichen Plastikramsch wollen wir schon stark vermeiden, ebenso Produkte, die es bei jedem x-beliebigen Filialisten gibt.
Was sind Ihre persönlichen Lieblingsprodukte aus dem Sortiment?
Ich liebe die tolle Kinderkleidung von Walkiddy und Sense Organics und vor allem von meiner persönlichen Entdeckung House of Margaux – einem super-coolen, britischen Label. Die Zimmerdekos vom niederländischen Label Studio Roof sind wunderschön und ebenso ein Favorit. Die Armbrust mit Saugnapf der deutschen Manufaktur VAH ist ein weiterer Favorit. Einer aus der Kategorie „Die Eltern wollen es nicht wahrhaben, aber die Kinder haben die größte Freude damit“. Und mittlerweile: unsere riesige Brettspielabteilung. Das war Liebe auf den zweiten Blick.
Welche Trends können Sie im Bereich der Spielwaren beobachten? Was ist „in“ und was weniger gefragt als früher?
Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall wichtig geworden. Vollkommen zurecht in diesen Zeiten. Das heißt, hochwertige Materialien und das Bewusstsein der Eltern für versteckte Gesundheitsrisiken (Stichwort Mikroplastik, Weichmacher, Aluminium) ist auf jeden Fall gestiegen. Im Umkehrschluss ist Plastikramsch ziemlich out. Spielzeug „für Mädchen“ oder „für Jungs“ ist ebenso out, diese Geschlechtertrennung gibt’s bei uns nicht mehr. Bei den Brettspielen sind seit Jahren kooperative Spiele sehr im Kommen. Man spielt nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander.
Wie können Kundinnen und Kunden Ihren 3D-Drucker nützen?
Unser 3D-Reparaturangebot ist wirklich einzigartig. Entstanden ist die Idee für kaputtes Spielzeug, verlorene Teile usw. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass die Menschen vor allem Gegenstände des täglichen Gebrauchs und Haushaltsgeräte reparieren lassen wollen.
Das funktioniert ganz einfach: Dienstag und Freitag sind unsere Reparaturtage. Man kommt mit dem kaputten Teil oder dem übrigen drumherum vorbei. Frank, unser 3D-Meister, schaut sich das Problem an und gibt gleich Auskunft darüber, ob es machbar ist, wie lange es dauert und wieviel es kostet. In vielen Fällen konnten wir helfen. Das waren Dinge wie gebrochene Plastikscharniere für Geschirrspülmaschinen, Staubsauger, Gartenliegen, Poolklappen uvm. Beim Spielzeug sind es oft auch mechanische Teile von Autos, Arme oder Beine von Tieren.
Und wir drucken auch Spezialaufträge. Keksausstecher nach Vorlagen von Kindern, Adapter Teile für Brio und Duplo uvm. Unser Angebot ist sehr niedrigschwellig, darauf bin ich stolz. Jeder kann kommen, es gibt keine komplizierten Anfragen, sondern rasche, unkomplizierte Antworten.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft Ihres Unternehmens?
Ich wünsche mir natürlich am meisten, dass das Geschäft wirtschaftlich gut läuft. So viel arbeiten, wie zurzeit, kann ich auf Dauer nicht. Ich habe drei Kinder. Ich wünsche mir mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein bisschen mehr Freizeit für mich. Das heißt, wir wollen noch mehr Kundinnen und Kunden beglücken. Ich wünsche mir, dass wir uns so etablieren, dass wir das beliebteste Kindergeschäft in Wien sind und die Menschen unsere tollen Angebote kennenlernen und gerne annehmen. Ich glaube, das wird uns auch gelingen.
wildes böckle
Bruno-Marek-Allee 22, 1020 Wien
www.wildesboeckle.at/