Wiener Originale , Rund um Wiener Originale

Der Narrenturm

Auf dem Gelände des Alten Allgemeinen Krankenhauses steht der Narrenturm, ein fünfstöckiger Rundbau mit 28 Räumen pro Etage. Er wurde als weltweit erste psychiatrische Klinik gebaut.

Düstere Vergangenheit

1784 wurde der Turm unter Kaiser Joseph II. errichtet und besaß insgesamt 139 Einzelzellen für Insassen. Joseph II. nutzte auf seinen Reisen nach Frankreich die Gelegenheit, verschiedene Einrichtungen für psychisch Kranke zu studieren. Der sogenannte „Narrenturm“ lässt sich als Beginn einer zunehmenden Ausgrenzung von Geisteskranken verstehen, getrennt von der gesellschaftlichen Kategorie der „Armen“.


Anfangs verfügten die Zellen über keine Türen. Diese wurden jedoch kurz nach der Inbetriebnahme eingebaut, da die meisten der Insassen Soldaten waren, die so instabil waren, dass sie eingesperrt und angekettet werden mussten. Mit dem Fortschritt der Psychologie und der Therapien von psychisch Instabilen galt der Narrenturm zehn Jahre nach seiner Erbauung bereits als veraltet. Ab 1866 wurde das denkmalgeschützte Bauwerk ausschließlich als Archivraum genutzt.


Nichts für schwache Nerven 

Seit 1971 ist im Turm die pathologisch-anatomische Sammlung untergebracht, sie ist Teil des Naturhistorischen Museums. Ihr Schwerpunkt liegt auf Feucht- und Trockenpräparaten: in Spiritus konservierte Körper und Wachs-Nachbildungen erkrankter Körperteile. Mit circa 45.000 Objekten gilt die Sammlung heute als die weltweit größte ihrer Art.

Den Wienerinnen und Wienern wird ein starker Bezug zum Morbiden nachgesagt – der Narrenturm ist dafür ein beispielhaftes „Wiener Original“. Ihr könnt den Turm mittwochs, donnerstags und samstags selbstständig oder geführt besuchen. 


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