Einkaufen in der Reindorfgasse
Die Reindorfgasse liegt mitten in Wien, nur ein paar Minuten vom Westbahnhof entfernt – und doch entdeckt man hier eine ganz eigene Welt: Sie wirkt wie ein gemütliches Dorf in der Stadt. Hier gibt es keinen störenden Durchzugsverkehr, weil man von der Reindorfgasse mit dem Auto nicht direkt auf die Äußere Mariahilfer Straße fahren kann. Den beschaulichen Eindruck verstärken außerdem viele alte, oft frische renovierte, ein- bis zweistöckige Häuser und die Dreifaltigkeitskirche mit dem kleinen gepflasterten Platz davor. Den dörflichen Charakter erkennt man aber natürlich auch am besonderen Zusammenhalt der Bewohner und Geschäftsleute.
Schon historisch war die Reindorfgasse eine wichtige Einkaufsstraße, sie bildete die Verbindung zwischen Meidling und der Schmelz, die Arbeiter gaben hier auf dem Heimweg ihr Geld aus. Eine zentrale Rolle spielte früher auch der Schwendermarkt, der viel größer war als heute und vor allem als Fischmarkt Bedeutung erlangte.
In der Reindorfgasse selbst beweisen alte Familienbetriebe, dass Qualität und persönliche Betreuung ein Erfolgsrezept sind. Der Fleischhauer Novak erzeugt im eigenen Hinterhof seine wohlschmeckenden Produkte. Verkauft werden diese direkt in der Fleischhauerei, wo mit Vater und Sohn zwei Generationen anzutreffen sind – und über den familieneigenen Partyservice, dessen Spezialität das leckere Spanferkel ist.
Der Farbenprofi Hatzl verkauft Farben- Tapeten- und Werkzeuge und führt Anstreich- sowie Restaurierungsarbeiten durch. Und das ist noch nicht alles: In Kunstkursen können ambitionierte Hobbykünstler den richtigen Umgang mit Pinsel und Farbe lernen. Ein anderer Traditionsbetrieb in der Reindorfgasse ist Glas Steininger, wo es auch originelle Geschenkartikel, wie mundgeblasene Vasen, gibt. Bereits seit 1956 betreibt Frau Czerny die Boutique Gerti und sie hat sich im Laufe der Jahre zu einem liebgewonnenen Original der gesamten Reindorfgasse entwickelt.
Neben der Tradition hat in der Reindorfgasse aber auch die Innovation ihren Platz, zu sehen etwa am Büro der Designfirma Lösungsmittel. Das junge Team hat unter anderem international höchst erfolgreiche High-Tech-Kleidung entwickelt. Neuartig ist auch das Konzept von Second Händchen: Es verkauft schöne Kindermode aus zweiter Hand. In einem alten, liebvoll restaurierten Geschäftslokal werden die Stücke präsentiert wie in einer schicken Boutique. Und selbst die Dreifaltigkeits-Apotheke nennt sich nicht ohne Grund „die etwas andere Apotheke“, schließlich bietet sie neben gängiger Schulmedizin auch Heilmittel der tibetischen, indianischen und chinesischen Medizin an.
Genug gekauft? Am besten beendet man seinen Einkaufsbummel bei einem guten Schnitzel und einem weißen G’spritzten im Gasthaus Quell. Hier finden Kulturveranstaltungen statt, auch wurden in der Gaststube schon Sequenzen des Ostbahn-Kurti-Films gedreht. Willi Resetarits zählt selbst nach der „Pensionierung“ des Ostbahn Kurti zu den Stammgästen im Quell. Der Kleinkunst und verwandten Genres verschrieben hat sich hingegen der Freizeit- und Kulturverein der Alten Säcke. Er führt das kleinste Theater von Wien – perfekt passend zum malerischen Grätzel der Reindorfgasse.
Fotos: © Krewenka Steinbrenner
Kontakt
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Manuela Kopetzky:
manuela.kopetzky@wkw.at
500 Meter Innovation ohne Sackgasse
Falter
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